Bericht BAKO-Seminar „Osteurasien – Zurück zu den Wurzeln“

Zusammenfassung BAKO-Seminar „Osteurasien – Zurück zu den Wurzeln“ vom 05.Oktober 2019

Am 05.Oktober 2019 trafen sich Adoptiveltern kasachischer und russischer Adoptivkinder mit Julia Richter, der Vorsitzenden des Vereins BAKO, in Köln. So unterschiedlich die Kinder, ihr Herkunftsland, ihr Alter und die Einstellung zu ihrem Geburtsland – so ähnlich sind doch gleichzeitig die Gründe von uns Eltern, dieses Seminar zu besuchen. Wir alle fragen uns, wie wir unsere Kinder für ihr Geburtsland begeistern und irgendwann auch mal die Suche nach der leiblichen Familie anstoßen können. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt dafür, woran erkennt man, dass sei eigenes Kind dazu bereit ist und was tut man, wenn das Kind so gar kein Interesse an seiner Vergangenheit zeigt? Fragen über Fragen…

Bevor wir uns jedoch diesen Themen widmeten, beehrte uns zunächst der Vizekonsul der Kasachischen Botschaft aus Frankfurt am Main. Durch seine Anwesenheit zollte er den Adoptiveltern seinen Respekt für ihr unermüdliches Engagement gegenüber den Kindern. Es ging auch um die Vorteile, die kasachischen Pässe der Kinder zu verlängern. Ebenso verstand er den Wunsch der Adoptiveltern, im Herkunftsland nach der Familie der Kinder zu suchen und gab den ein oder anderen Tipp, wie eine Suche gelingen könnte. Gesprächsthema war darüber hinaus auch, dass für nächstes Jahr wieder ein Sommerfest in Frankfurt angeboten werden soll und das Land Kasachstan auch ein Angebot für ältere Adoptivkinder in Kasachstan selbst anbieten möchte. Wir haben den Vizekonsul als sehr nahbaren und angenehmen Menschen kennengelernt. Die Eltern mit russischen Adoptivkindern fanden es schade, dass es derzeit noch nicht die gleiche Basis zwischen Russland und Deutschland gibt.

Im Anschluss berichtete ein Adoptivelternpaar über die Reise gemeinsam mit ihrem Sohn nach Kasachstan. Sie waren dort drei Wochen unterwegs und zeigten uns Landschaftsaufnahmen, von denen wir nie dachten, dass sie dort zu finden sind. Die Eltern erarbeiteten ein sehr spannendes Programm, bei dem alle Beteiligten ihren Spaß hatten. Es war eine schöne Zeit mit vielen Eindrücken, Begegnungen und emotionalen Momenten der Adoptiveltern – vor allem natürlich der Besuch im Kinderheim und das Treffen mit der damaligen Erzieherin. Ihr Sohn selbst hatte auch Spaß an diesem Urlaub, stellte für sich aber im Nachgang fest, dass er sich momentan ausschließlich seinem aktuellen Wohnort verbunden fühlt. Auch wenn das gesteckte Ziel der Eltern für diese Reise eine andere war, so hatte diese Reise viele positive Momente und die Erkenntnis des Sohnes ist nachvollziehbar.

Nach der Mittagspause beschäftigen wir uns dann mit dem Thema Wurzelsuche. Wir Eltern mussten erkennen, dass es leider aufgrund geltender Datenschutzgesetze recht schwer ist, Informationen über die leibliche Familie von öffentlichen Stellen zu erhalten. Stattdessen bleibt den Adoptiveltern oft nur die persönliche Suche, z.B. das Aufsuchen der bekannten Adressen und das anschließende Nachforschen vor Ort mit dem Ziel Puzzlestück für Puzzlestück zusammenzusetzen. Die benötigt Zeit und gewollte Ziel sollte wohlüberlegt sein, denn mitunter bringt man Dinge in Fahrt, die sich später nicht einfach stoppen lassen und deren Erkenntnisse weitreichend und schwierig zu verarbeiten sind. Frau Richter berichtete aus ihrer langjährigen Erfahrung und zeigte uns auf, dass solche Suchen in den seltensten Fällen so rosarot verlaufen, wie wir sie uns für unsere Kinder wünschen. Oft kommen unschöne Informationen ans Licht und es ist dann an den Eltern, diese Informationen ihren Kindern so beizubringen, dass es möglichst wenig Schaden anrichtet. Dies ist jedoch nicht immer möglich. Es lässt sich schwer abschätzen, was die Informationen im Inneren unserer ohnehin meist recht labilen Kindern bewirken können. Es ging Frau Richter nicht darum, uns Eltern von einer Suche abzuhalten oder uns Angst zu machen. Sie möchte allerdings, dass wir nicht blauäugig, sondern wohlüberlegt handeln und dabei immer als oberste Prämisse den Schutz unserer Kinder im Fokus haben. Sie legte uns an Herz, dass wir zunächst den direkten Kontakt zu möglichen Familienmitgliedern vermeiden, sondern über eine neutrale dritte Kontaktperson korrespondieren. Hinzu kam, dass Frau Richter uns aufforderte, dass wir selbst in uns hineinhorchen und ehrlich mit uns selbst sind, ob die Suche tatsächlich auf den Wünschen des Kindes beruht oder vielmehr aus der Neugierde der Adoptiveltern. Sollte letzteres der Fall sein, so sollten wir uns für unsere Kinder zurückhalten, auch wenn es schwerfällt. Wir sollten den Kindern die Möglichkeit geben selbst zu entscheiden, wann der Zeitpunkt gekommen ist, mit der Suche zu beginnen und sie dann nach Leibeskräften unterstützen. Wir sollten aufmerksam zuhören, um zu erkennen, wann es soweit ist, sollten das Kind aber auch nicht permanent in diese Richtung stoßen. Gleichzeitig sollten wir die Entscheidung unserer Kinder akzeptieren, die sich momentan weder mit ihrer Geschichte noch mit dem Geburtsland beschäftigen wollen. Wir Eltern sind, was das angeht, oft recht proaktiv – wollen alles möglichst bald wissen, um vorbereitet zu sein, auf das was kommen wird und alle Eventualitäten vorab durchdenken zu können. In keinem Fall möchten wir uns später von unseren Kindern vorwerfen lassen, wir hätten nicht alles für eine Familienzusammenführung getan. Wir wollen nicht Gefahr laufen, den Kindern etwas zu verschweigen. Bei allem offenen Umgang mit dem Thema müssen wir jedoch auch aufpassen das Kind mit dem Wissen nicht zu überfordern. Frau Richter gab uns viel Stoff zum Nachdenken! Genau deshalb halte ich diese Seminare für so wichtig – man erhält eine andere Sicht auf die Dinge, überdenkt sein Handeln und wägt die gewonnenen Informationen für sich ab.

Vielen Dank für dieses bereichernde Seminar!