Pädagogisches Konzept

Pädagogisches Konzept des Bundesverbandes für Adoptivkinder aus Osteurasien e.V.

zur Begleitung von Adoptivfamilien, die ein Kind aus Osteurasien aufgenommen haben

 

Vorwort

Der Bereich der Adoptionsvermittlung gehört seit dem Inkrafttreten des Adoptionsvermittlungsgesetzes im Jahr 1976 in den Handlungsbereich der Sozialen Arbeit bzw. der Kinder- und Jugendhilfe. Dieses Gesetz postuliert die Notwendigkeit der Durchführung der Adoptionsvermittlung durch Fachkräfte, die ein methodisches Instrumentarium für das fachliche Handeln anhand dieses Gesetzes erarbeitet haben. Der Schwerpunkt der Adoptionsvermittlungsstellen liegt in der gesetzlich verankerten Begleitung des Adoptionsvermittlungsprozesses.

Gleichwohl sind sich die Fachkräfte einig, dass Adoptiveltern und ihre Adoptivkinder vor allem nach der Adoption Unterstützung bei der Integration, Erziehung des Kindes sowie bei Fragen nach Identitätsfindung aufgrund ihrer Vorgeschichte und/oder Vorbelastung durch die Herkunftsfamilie benötigen. Besonders bei Themen wie Biographiearbeit und Wurzelsuche sind Adoptivfamilien auf professionelle Hilfe angewiesen.

Der Bundesverband für Adoptivkinder aus Osteurasien (BAKO e.V.) knüpft daher mit seiner Arbeit in erster Linie an die Zeit nach Ankunft des Adoptivkindes in Deutschland an.

 

Pädagogisches Konzept

Kern der Tätigkeit von BAKO e.V. ist ein differenziertes Angebot an pädagogisch ausgerichteten Projekten für Adoptivfamilien, die ein Kind aus Osteurasien aufgenommen haben. Form und Inhalt der Projekte orientieren sich an den Bedürfnissen der Mitglieder von BAKO e. V. und an wissenschaftlichen Ergebnissen aus der Adoptionsforschung.

 

1. Ziel

Zentrales Anliegen von BAKO e.V. ist es, den Beteiligten des Adoptionsgeschehens (Adoptiveltern und -Adoptivkinder) Angebote sowohl zu adoptionsspezifischen als auch zu allgemeinen Erziehungsfragen und -problemen zu machen und somit zum Gelingen der lebenslangen Adoption beizutragen.

 

2. Methodischer Ansatz

BAKO e.V. bietet in erster Linie ein Nachbegleitungsangebot, das gemeinsam von Adoptiveltern, die ein Kind aus Osteurasien aufgenommen haben, und Fachkräften aus unterschiedlichen Bereichen, wie z. B. Psychologie, Pädagogik oder Medizin, entwickelt wurde und durchgeführt wird. Mit dem Angebot werden schwerpunktmäßig die Bereiche Unterstützung, Vernetzung und Prävention angesprochen.

2.1 Unterstützung

BAKO e. V. möchte Adoptivfamilien bei der Integration der Adoptivkinder aus Osteurasien in ihre neue Familie sowie in die deutsche Gesellschaft behilflich sein. Neben diesem Schwerpunkt zur „Herzfamilie“ in Deutschland wird den Adoptivfamilien gleichzeitig die Auseinandersetzung mit der Herkunft des Kindes (leibliche Eltern und Herkunftsland)  ermöglicht. Es können die bereits gemachten Erfahrungen anderer Adoptivfamilien hilfreich sein.

2.2 Vernetzung

BAKO e. V. möchte die Möglichkeit eröffnen, dass Mitglieder sich gegenzeitig bei der Erziehung der Adoptivkinder helfen sowie in Alltagssituationen unterstützen. Es besteht eine freiwillig nutzbare Plattform für Eltern, welche eine Informationsweitergabe gewährleistet und einen Erfahrungsaustausch ermöglicht.

BAKO e. V. möchte Adoptivfamilien ermutigen, offen über Schönes, aber auch über ihre Herausforderungen/Probleme/Anliegen/Fragen zu sprechen und rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Durch die Kommunikation mit ähnlich Betroffenen werden soziale Netzwerke aufgebaut, von denen alle Beteiligten profitieren können.

2.3 Prävention

BAKO e. V. möchte einen präventiven Beitrag leisten, denn wissenschaftliche Studien kommen zu der Erkenntnis, dass es in den Adoptivfamilien zu schweren Krisen kommen kann, wenn Adoptivkinder das Pubertätsalter erreichen.

Die langfristige Kontaktpflege zu anderen Adoptivfamilien sowie zu Fachkräften für Adoptionen kann den Adoptiveltern in solchen Situationen helfen. Gleichzeitig sollen die Mitglieder darin gestärkt werden, sich frühzeitig für fachliche Hilfe zu öffnen und diese Unterstützung nicht nur bzw. nicht erst in Notsituationen in Anspruch zu nehmen, sondern sie als präventive Maßnahme zu sehen.

 

3. Inklusion

Das Leitprinzip, das diesem Konzept zugrunde liegt, ist, dass Adoptivkinder unabhängig von ihren psychischen, intellektuellen, sprachlichen und anderen Fähigkeiten an den Veranstaltungen von BAKO e.V. teilnehmen können. Das gleiche Prinzip gilt für ihre Adoptiveltern.

 

4. Kooperation

Das Gebiet der Auslandsadoption ist komplex und fordert eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Thema. Dafür organisiert BAKO e.V. unterschiedliche Seminare und Vorträge in Kooperation mit Fachkräften aus unterschiedlichen Bereichen, wie z.B. Pädagogik, Psychologie, Psychotherapie, Medizin und Jura. Die Experten haben sich vor allem auf dem Gebiet Adoption spezialisiert.

 

5. Angebote

Das Konzept wird durch verschiedene Projekte und Angebote (z.B. regionale Treffen, Familienwochenenden, Seminare zu adoptionsspezifischen Themen sowie zu Fragen der Erziehung, Medientipps) umgesetzt, die alle ineinandergreifen und sich gegenzeitig ergänzen. Im Folgenden werden konkrete Angebote beschrieben, die von BAKO e. V. bereits umgesetzt wurden. Weitere Projekte (z.B. gemeinsame Reise ins Herkunftsland, Wochenende für die Jugendliche) können gemeinsam mit den Mitgliedern nach Bedarf entwickelt und umgesetzt werden.

5.1 Regionale Gruppen

BAKO e. V. organisiert lokale Treffen für eine gute regionale Vernetzung der Adoptivfamilien.

In einer Gruppe können die gewonnenen Erfahrungen und fachlichen Kompetenzen der Adoptiveltern aus unterschiedlichen Bereichen (z.B. Pädagogik, Medizin, Jura) ausgetauscht werden; dies stellt eine der wichtigsten personellen Ressourcen dieses Projektes dar. Weiterhin ergänzt das fachliche Wissen externer Fachkräfte, die gegebenenfalls zum Treffen eingeladen werden, die Inhalte der Gruppen. Themen können von den Teilnehmern selbst und/oder einer Fachkraft vorgeschlagen werden.

5.2 Gemeinsame Familienwochenenden

BAKO e.V. veranstaltet einmal jährlich ein Wochenende für die gesamte Familie. Während den Erwachsenen i.d.R. die Teilnahme an einem Vortrag zu bestimmten Themen ermöglicht wird (z.B. ADHS), wird für die Kinder ein Kinderprogramm, (z.B. mit Elementen aus der Biographiearbeit oder anderen pädagogischen Ansätzen) angeboten. Dabei sollen nach Möglichkeit auch Familien mit leiblichen Kindern und ähnlichen Thematiken zum Austausch eingeladen werden, damit das Problemfeld nicht allein auf die Adoption als solches reduziert wird.

Die Adoptivkinder können insbesondere von einem gemeinsamen Zusammensein profitieren. So lernen sich Adoptivkinder kennen, die in demselben Land, derselben Stadt oder sogar in demselben Kinderheim gelebt haben, bevor sie nach Deutschland gekommen sind. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl kann bei der Biographiearbeit und der Verarbeitung ihrer Geschichte hilfreich sein.

5.3 Seminare

BAKO e.V. führt für Adoptiveltern Seminare zu adoptionsspezifischen Themen (z.B. Biografiearbeit) durch. In den Seminaren wird auf typische Fragen der Adoptivkinder, wie z.B. zu ihrer Herkunft, eingegangen und es sollen Anregungen gegeben werden, wie die Erwachsenen auf solche Fragen reagieren können. Die Adoptiveltern werden in den Seminaren von professionellen Fachleuten empfangen und beraten. Ein reger Austausch ist zudem möglich.

5.4 Kulturfeste

BAKO e.V. organisiert typische osteurasische Feste (z.B. Weihnachtsfest mit Ded Moroz). Das gemeinsame Feiern mancher Kulturfeste ermöglicht den Kindern und Jugendlichen die Kultur ihres Herkunftslandes näher kennenzulernen. Die Adoptiveltern berichten i.d.R., dass die Kinder von solchen Festen fasziniert und positiv gestimmt sind. Die Teilnahme vermittelt den Kindern das Gefühl, eine besondere Geschichte zu haben, was sich förderlich auf die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins auswirken kann.

5.5 Mediale Plattform

BAKO e.V. stellt eine mediale Plattform bereit, denn die Digitalisierung prägt nun mal viele Bereiche unseres Lebens.

Durch die Erstellung und Pflege einer professionellen Internetseite (Mitgliederbereich) wird versucht, den Adoptivfamilien bundesweit wertvolle Informationen zur Verfügung zu stellen und die Adoptivfamilien durch eine mediale Plattform zu vernetzen. Derzeit wird den Mitgliedern angeboten, sich über Literatur zum Thema Adoption als lebenslanger Prozess und über ihre Erfahrungen im Umgang mit den schönen und beglückenden Momenten sowie mit auftretenden Schwierigkeiten Tipps einzuholen. Ein Austausch ist für alle Betroffenen gut.

5.6 Öffentlichkeitsarbeit

BAKO e.V. tritt öffentlich in Erscheinung, um die gesetzten Ziele  zu erreichen.

BAKO e.V. bemüht sich zudem um eine Verbesserung der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Auslandsadoption als solche, und im Speziellen aus Osteurasien.

 

*Das vorliegende pädagogische Konzept für die BAKO e. V. wurde von Frau Julia Richter, Sozialarbeiterin/-pädagogin (M.A.) erarbeitet. Das Konzept ist einschließlich aller Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von der Autorin unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.